Hermanitou

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Mein Song:

Wir wolln unsre Stadt nicht braun!

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Schiffbruch im Mittelmeer - mit meinem Song bitte ich um Spenden für Seawatch:

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Singing songs against war at the manifestation für peace, Easter 2022
Bardentreff Blaubeuren 2021
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Session with Mandy Strobel, John Donarsky and Annette
Singen beim Warnstreik der IG BAU 2019 vor dem Werkstor bei Heidelbergzement Schelklingen
CWF Koetz- An evening in August
Beim Sommerfest der Freidenker 2017

Ballade vom Ulmer Münster

Ulmer Münster bei Nacht (Quelle: Hans Braxmeier / Pixabay)



Im schönen Monat April war's
Die Nacht war angebrochen
Da kam er still und unbemerkt
Das Münster hochgekrochen.

Zuerst frass er das Chorgestühl
Dann die beiden kleinen Türme
  Auch der Pfaff' samt Sonntagspredigt
Verschwand in seinem Gedärme.

Dann klettert er den Turm hinauf
Und vor den lauten Glocken
Blieb er unendlich hungrig
zähnefletschend hocken.

  Zunächst fraß er die "Gloriosa" auf
dann die kleineren Glocken

Die Schwörglocke kam ganz zuletzt

kurz blieb er rülpsend hocken

 

Schnell machte er sich Stein um Stein
Über das restliche Münster her
Kroch leise in sein Loch zurück:
Der ganze Platz war leer!

Vorbei war das lästige Geläut
Eine ganze Nacht war Ruh
Doch hat sich mancher zu früh gefreut -
- Man baut den Platz wieder zu:

Das höchste Parkhaus dieser Welt
Und jede Menge Kneipen in der Runde
Stehn heute dort,  wo das Münster war
Ganz ohne eine Sperrstunde!

Auch diese Geschicht' hat eine Moral
Holt man den Münsterfresser
Ist der Erfolg zwar garantiert
Doch niemals wird es besser...

 

© Lyrics and Tune: Hermanitou 24.04.2018

Hintergrund der Ballade:
 
Ein Anwohner klagt über Lärm der Münsteruhr in der Nacht. Nach einer fast einjährigen Störung ist sie wieder in Betrieb.

Was christlich ist und was nicht – darüber kann man streiten. Selbst als Nicht-Theologe wie Michael Richter einer ist. Ein markantes Symbol des Glaubens hat er jedenfalls vor Augen. Der Rentner wohnt in der Nähe des Münsters: „Ich sehe es von meinem Schlafzimmerfenster aus.“ Und er hat es in den Ohren: Jede Nacht, wenn die Uhr schlägt, zur vollen Stunde jeweils mehrfach. „Das macht um Mitternacht zum Beispiel samt Stundenschlag 28 Mal.“ Sein Schlaf sei dahin. „Christlich ist das nicht.“

Dabei war etwa ein Jahr alles ruhig, sagt Richter. Und es habe erstaunlicherweise niemanden interessiert. „Kein Aufschrei, nichts.“ Die Ruhe sei himmlisch gewesen. Leider wurde sie in der „zweiten Märzhälfte abrupt beendet“. Der 71-Jährige wollte wissen, warum und kontaktierte die Münstergemeinde. Mesner Ernst-Eberhard Roller habe ihm daraufhin erklärt, die Steuerung der Uhr sei defekt gewesen und funktioniere jetzt wieder. Keinesfalls könne sie abgeschaltet werden. Auch nicht zwischen 22 und 6 Uhr, wie Richter es vorschlägt: „So machen das ja viele Städte aus Rücksicht auf die Bürger.“ Und es gebe viele entsprechende Urteile. Der Grund: Verwaltungsgerichte betrachten den Uhrschlag als weltliches Zeichen, nicht als Symbol des Glaubens. Es sei Zeit, alte Zöpfe abzuschneiden, meint Richter.

So mir nichts dir nichts gehe das gar nicht. Dazu müsste erst die so genannte Läuteordnung geändert werden, erklärt der Münster-Mesner auf Anfrage. Darin ist festgelegt, wann welche Glocken läuten. Das wird zusammen mit dem Glockensachverständigen der evangelischen Landeskirche und dem Kirchengemeinderat bestimmt. Hinsichtlich des Münsters sei dies zuletzt im Jahr 2008 gewesen. Mit dem Ergebnis, dass die Uhr des Münsters 24 Stunden akustisch die Zeit anzeigt.

 

„Glockengeläut ist uralte Tradition“

Die Uhr ist nach Angaben Rollers keinesfalls ein Jahr lang defekt gewesen: „Sie hat zwischendurch funktioniert.“ Wegen der Elektroarbeiten im Münster 2017 sei sie aber aus dem Takt geraten. Roller, der in Wippingen wohnt – „da schlägt die Kirchenuhr auch immer“ – , kann nicht nachvollziehen, dass jemand den Glockenschlag als störend empfindet. „Das Münster ist nicht alles, aber ohne das Münster ist alles nichts“, zitiert er. Glockengeläut sei eine uralte Tradition. Es gebe eine im Münster – die Vaterunser-Glocke – die läute bereits seit 1470, unterstreicht er. Das habe Gewicht.

 

Leute, die in der Stadt wohnten, müssten Geräusche in Kauf nehmen. „Dafür haben sie kurze Wege. Alles kann man nicht haben.“ Seiner Erfahrung nach würde die Mehrheit der Ulmer  den Uhrschlag vermissen. „Das ist auch eine gute Orientierung, wenn man die Uhrzeit erfährt.“ Über Letzteres kann Richter nur lachen. Abgesehen davon, dass wohl jeder eine Uhr auf dem Nachttisch stehen habe – „die Uhrzeit erfahre ich vom Münster ohnehin nur zur vollen Stunde“. Rollers Rat: „Dann muss man halt bis dahin wach bleiben.“

 

Mehrheit ist wohl für Glockenschläge

Auch Klaus Huber, Glockensachverständiger bei der Landeskirche, will am nächtlichen  Glockenschlag nicht rühren: „Er hat einen Verkündigungscharakter: Gott ist bei dir.“ Für viele Leute sei er ein Trost in der Nacht. Etwa für Kranke in Kliniken, weiß Huber. Man könne sich auch in etwas hineinsteigern. Laut Umfragen seien nur zehn Prozent gegen Uhrenschläge und Glockengeläut.

Einen Überblick, wie andere Städte in Baden-Württemberg das handeln, hat der Glockensachverständige nicht. Nur so viel: Die Stuttgarter Stiftskirche schlage durchgängig, die gleichnamige in Tübingen auch: „Dort sind es gar 40 Schläge um Mitternacht.“

Dekan Ernst-Wilhelm Gohl, Vorsitzender des Kirchengemeinderats, findet, es gibt Wichtigeres auf der Welt: „Zum Beispiel Krieg und Leid in Syrien.“ Die Beschwerde nimmt er gelassen. Das Thema Glockengeläut koche alle paar Jahre hoch. Klar, nicht alle Menschen freuten sich über Glocken. Momentan halte die Läuteordnung jedoch eine jahrhundertealte Tradition aufrecht, „die zu unserer Kultur gehört“. Wolle man das ändern, könne man das gern demokratisch, etwa über den Ulmer Gemeinderat versuchen. Er habe kein Problem damit. Dass sich jedoch niemand beklage, wenn die Glocken still bleiben, stimme nicht: „Viele vermissen sie sofort und fragen, was los ist.“"

 

Quelle und Link zum:

Artikel von Ulrike Schleicher aus der Südwestpresse Ulm

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