Hermanitou

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Schiffbruch im Mittelmeer - mit meinem Song bitte ich um Spenden für Seawatch:

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Mein Song:

Wir wolln unsre Stadt nicht braun!

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Singing songs against war at the manifestation für peace, Easter 2022
Bardentreff Blaubeuren 2021
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Session with Mandy Strobel, John Donarsky and Annette
Singen beim Warnstreik der IG BAU 2019 vor dem Werkstor bei Heidelbergzement Schelklingen
CWF Koetz- An evening in August
Beim Sommerfest der Freidenker 2017

Der Flüchtling
Buchenwald, Sommer 1942

Gewidmet meinem väterlichen Freund und Genossen Otto Hornischer,
Kommunist und ehemals Häftling u.a.in Buchenwald.

 

 

Er hatte den Herren viel Ärger gemacht,

denn er wollte den Ketten entfliehen.

Sie hatten ihn bald wieder eingebracht,

um ihn vor Gericht zu ziehen.

 

Wie ein Vogel war er dem Käfig entschlüpft,

wenn die Frühlingslüfte ihn grüßen.

Man sagte, er werde nun aufgeknüpft,

und solle am Galgen büßen.

 

Und man fand der entrüsteten Worte viel,

denn er hatte dazu noch gestohlen.

Er besaß so wenig an Ehrgefühl,

sich Essen und Kleider zu holen.

 

Man riss ihm die Lumpen vom Leib herab,

und band seine Hände mit Riemen.

So kühlte man an ihm die Wut erst ab,

und peitschte ihm blutige Striemen.

 

Denn er hatte den Herren viel Ärger gemacht,

er hatte sie bitter beleidigt.

Er hatte ihr Herrenrecht mißacht',

und seine Freiheit verteidigt.

 

Sie schlugen ihn ohne Bedenken wund,

und taten bedenkenlos richten.

Er war ja viel weniger wert als ein Hund,

ein Geschöpf, kaum wert zu vernichten.

 

Und als die Nacht, die friedvolle kam,

vernahm sie ein hilfloses Stöhnen.

Da rang sie die Hände in schweigendem Gram,

und die Sterne glänzten wie Tränen.

 

Buchenwald, Sommer 1942

Verfasser unbekannt.

 

Ertsmals gesungen 1975 in der Vertonung von Dschuhi Hermann bei der DFU, Hotel Casino, Ulm, heute die "Ulmer Stuben". 1984 von mir neu vertont.

 

2017 schrieb Annette ein neue Melodie, das Lied ist ein fester Programmpunkt in unserem Repertoire und das Ungewöhnlichste, dass ich kenne, denn es schildert nicht nur ein Schicksal, sondern deckt die Motive der Herren auf.

 

Es ist weitgehend unbekannt und hier zum ersten Mal im Internet veröffentlicht.

 

Konstituierende Sitzung des Kuratoriums „Gedenkstätte KZ-Oberer Kuhberg Ulm” 1971 in der vh Ulm u.a. Otto Hornischer, Inge Aicher Scholl und Kurt Fried; Fotografin: Maria Müssig; Quelle: SWP

 

 

Dr. Helmuth Bauer erzählt über Otto Hornischer:

...Und da war noch etwas: In der Stadt Ulm gab es von November 1933 bis Juli 1935 ein frühes Konzentrationslager, das hatten die Nazis in einer Festungsanlage aus dem 19. Jahrhundert eingerichtet. Kurt Schumacher war auch drin inhaftiert, der SPD-Mann, und Kommunisten wie Julius Schätzle hauptsächlich. Darauf bin ich überhaupt erst über meinen Bruder Frieder gestoßen, als ich schon in Berlin studierte. Der Bruder hatte sich schon früher dafür interessiert, auch als Schüler in Ulm gegen die aufkommende NPD demonstriert, und er hat mich mit einem alten Kommunisten in Ulm, Otto Hornischer, bekannt gemacht, der auch da eingesperrt war und nach dem Krieg Jahrzehnte dafür kämpfte, dass eine Gedenkstätte in dieses Gemäuer rein kommt. Dass daran überhaupt erinnert wird. In Schulen durfte Otto Hornischer nicht erzählen. Er war ja Kommunist. Otl hat uns auch zur württembergischen Euthanasie-Tötungsanstalt Grafeneck auf der Schwäbischen Alb geführt, als da noch nicht einmal ein Täfelchen an die Nazi-Geschichte des Schlösschens erinnerte.

Ottos Frau Babette erzählte meiner Mutter und mir, wie sie während des Krieges Haushaltswaren auf dem Markt vor dem Ulmer Münster verkaufte, um die Familie mit Töchterchen Inge ohne Einkünfte des Mannes durchzubringen, und dort von den Ulmer Bürgern zu hören bekam, sie gehöre aus der Stadt gejagt mitsamt ihrem Kommunisten-Balg.

In meiner Kindheit hatte es geheißen, man müsse sich von dem Gemäuer „Oberer Kuhberg“ fernhalten, dunkle Gestalten hausten darin, wenn wir im Sommer fast jeden Sonntagnachmittag daran vorbei gingen aufs Hochsträß zum Garten der Methodisten-Gemeinde von Ulm.

 

Ganzer Text: https://www.gesichter-der-kz-zwangsarbeit.de/gesichter-der-kz-zwangsarbeit.de/wie-der-autor-zu-seinem-thema-kam.html

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