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Georg Kreisler: Der Tod, das muss ein Wiener sein

Er galt als Meister des schwarzen Humors, berühmt durch Lieder wie "Tauben vergiften im Park", geliebt und verehrt für seinen bissigen Witz: Der Kabarettist und Chansonnier Georg Kreisler ist im Alter von 89 Jahren in Salzburg gestorben.

 

"Ich empfinde kein Land als Heimat", hat er einmal in einem Interview gesagt. Wenn überhaupt, dann war die Bühne die Heimat von Georg Kreisler, der Ort, an dem er wie kaum ein anderer Kabarettist und Liedermacher des deutschsprachigen Raums von seinem Publikum geliebt und verehrt wurde - und das, obwohl er das Rampenlicht eigentlich scheute.

 

 

Das merkte ihm bei seinen Auftritten aber niemand an: Seine Fans begeisterte der Künstler mit der dicken Hornbrille und der markanten Stimme mit seinen scharfen Beobachtungen und seinem Galgenhumor. Einem großen Publikum bekannt wurde er aber vor allem mit seinen kompromisslos bösen Chansons wie "Tauben vergiften im Park" und "Wie schön wäre Wien ohne Wiener".

 

 

Kreisler kam 1922 in Wien als Sohn eines jüdischen Rechtsanwalts zur Welt. Nach dem sogenannten "Anschluss Österreichs" durch Nazideutschland floh er 1938 mit seinen Eltern in die Vereinigten Staaten, wo er für einige Zeit in Hollywood arbeitete und nach fünf Jahren die amerikanische Staatsbürgerschaft erhielt. Als US-Soldat kam Kreisler nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs 1945 nach Deutschland und dolmetschte Verhöre von Nazis wie Hermann Göring und Julius Streicher.

 

 

1955 kehrte Kreisler nach Wien zurück und startete in der legendären "Marietta-Bar" seine Karriere als Musiker und Kabarettist. Er verfasste Gedichte und Lieder, schrieb Hörspiele, Kabarettstücke, Theatertexte und Musicals wie die Komödie "Heut Abend: Lola Blau".

 

 

Mit seinem zynisch-provokanten Humor Wiener Prägung begeisterte Kreisler die Kritiker, wurde aber auch oft boykottiert und zensiert. Als seine Texte Ende der 1960er Jahre zunehmend politisch wurden, verlor er den festen Sendeplatz im Fernsehen mit seiner Kabarett-Serie "Die heiße Viertelstunde" und wurde im Radio nur noch selten gespielt.

 

1975 zog Kreisler nach Berlin, wo er mit seiner neuen Lebenspartnerin Barbara Peters bis 1991 im Theater "Die Wühlmäuse" auftrat. Seit den 1980er Jahren verlegte er sein künstlerisches Wirken auf das Schreiben und veröffentlichte mehrere Romane. Mit Peters, die seine vierte Frau wurde, zog Kreisler 1992 nach Basel um, wo er sich unter anderem gegen den EU-Beitritt der Schweiz engagierte.

 

 

Seinen ab 1998 mehrfach angekündigten Abschied von der Bühne nahm Kreisler immer wieder zurück und ging stattdessen doch noch einmal mit seinen "alten bösen Liedern" auf Tournee. Als er im März 2010 mit dem Friedrich-Hölderlin-Preis für sein Lebenswerk ausgezeichnet wurde, lobte die Jury, Kreislers "wissender Spott, sein scharfer Blick auf die Zeit, sein satirisches Vermögen" seien bemerkenswert.

 

 

"Der Tod, das muss ein Wiener sein", heißt eines der berühmtesten Kreisler-Lieder - und so sah der gebürtige Wiener auch dem Ende seines eigenen Lebens gelassen entgegen. "Wenn der Tod kommt, erschreckt er mich nicht", sagte der damals 87-Jährige in einem Interview mit dem Tagesspiegel vor zwei Jahren.

 

 

Am 22.11. 2011 ist Georg Kreisler im Alter von 89 Jahren in Salzburg gestorben.

 

via: Süddeutsche Zeitung

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